Ein neues Mitglied in der Schulfamilie
Wenn man schon in der Früh freudestrahlend begrüßt wird, sich jeder freut, wenn du da bist und deine Abwesenheit sofort bemerkt und mit einem „Schade, dass er heute nicht da ist“ kommentiert wird, dann ist das kein neuer Lehrer, sondern Anuk.
Anuk ist ein 5 Monate alter Langhaar-Collie, der seit ein paar Wochen zusammen mit seinem Frauchen Kerstin Hayes, der Jugendsozialarbeiterin an der Schule, schon mal die Schulluft schnuppern darf.
Noch ist er zu klein, um mit seiner Ausbildung als pädagogischer Assistenzhund anfangen zu können, aber wer früh übt, tut sich bekanntlich oft leichter. Und so darf sich Anuk ein bis 2mal die Woche ganz viel Streicheleinheiten von den Schülern abholen und das Schulhaus und den damit verbundenen Alltag kennenlernen.
Der Einsatz von Schulhunden lohnt sich, denn die Schüler
– lernen, Ängste zu überwinden
– werden kontaktfreudiger und üben, Vertrauen aufzubauen
– üben Konzentration, Reaktionsfähigkeit, Ausdauer und Koordination
– erleben ein stärkeres Selbstwertgefühl und verbessern die Körperwahrnehmung
– übernehmen Verantwortung, empfinden Empathie und üben, diese auch zu zeigen
– lernen, Konflikte zu erkennen und Strategien zur Lösung zu entwickeln
– üben, Regeln zu akzeptieren
– erhalten ehrliche Bestätigung
– sammeln positive Erlebnisse, empfinden Freude und schöpfen Lebensmut
Hunde geben uns ein Gefühl von Wärme, Sicherheit und Geborgenheit – einfach nur, weil sie da sind. Die Anwesenheit eines lieben Hundes kann unseren Blutdruck senken, Stress, Aggressionen oder Unsicherheiten reduzieren und deutlich zum Wohlbefinden beitragen. Hunde kritisieren und urteilen nicht und machen uns keine Vorwürfe. Sie haben erstmal keine Erwartungen und geben keine gut gemeinten Ratschläge. Die Schüler können so sein, wie sie sind. Hunde spenden Trost und geben Nähe – egal, wie jemand aussieht, spricht oder sich bewegt.
Gleichzeitig schütten wir Menschen beim Streicheln eines Hundes das Hormon „Oxytocin“ aus, auch Kuschel- oder Glückshormon genannt, das Menschen ruhiger, glücklicher und empathischer macht. Wie kaum einem menschlichen Therapeuten gelingt es Hunden, Menschen aus der Reserve zu locken.
Therapiehunde können auf sehr vielfältige Weise auf Menschen einwirken und können sowohl im psychologischen und sozialen als auch im physiologischen Bereich erstaunliche Erfolge erzielen.
Und erste Erfolge kann auch Anuk schon verbuchen, das Lächeln eines Mädchens, deren Tag bisher nicht so gut war und momentan unter Depressionen leidet, der Spaziergang mit einer Schülerin, die danach wieder etwas ruhiger und entspannter in den Unterricht zurückkann. Die Rückmeldung, dass alleine das Streicheln von Anuk jemanden Kraft und Trost spendet und ein Schüler, der bisher große Angst vor Hunden hatte, traut sich jetzt Anuk zu streicheln und sich von ihm abschnüffeln zu lassen.
K. Hayes